Schon bei unserer Reise nach Gambia vor fast 10 Jahren hatten wir die Erfahrung gemacht, dass es nicht einfach ist, ein Auto ohne Fahrer zu mieten.
Diesmal wollten wir alles richtig machen. Also im Internet bei avis.com ein Auto reserviert. Das ging auch problemlos, die Fahrzeugauswahl war befriedigend, es fand sich auch ein 4×4 – als Typbeispiel stand dort „Land Rover Discovery“- das hätte mich auf dem Toyota Kontinent stutzig machen sollen. Schnell war auch „Bezahlen bei Abholung“ ausgewählt und eine Buchungsbestätigung landete in unserer Inbox.
Bestätigt war die Abholung am Flughafen Accra (was für uns als Europäer die logische Station in einer großen Stadt ist). Also am zweiten Tag das ganze Gepäck in ein UBER verpackt und ab zum Flughafen. Ok—der Fahrer hat uns bei Abflug rausgeschmissen, aber sooo riesig ist das internationale Terminal 3 (1 & 2 haben wir nicht gefunden) nicht.
Im Ankunftsbereich gab es Büros von Hotels, Geldautomaten, ein Handy Laden, der auch SIM Karten und Prepaid-Guthaben verkauft (ganz wichtig – ohne Smartphone und Internet hätten wir uns in Accra nicht zurechtgefunden und auch kein Uber buchen können) – aber weit und breit kein AVIS Büro oder einen anderen Vermieter.
Also greifen wir zum Telefon und rufen zum „Ortstarif“ bei AVIS Ghana an. Dort ist man völlig überrascht von meinem Anruf, die Reservierung völlig unbekannt…wir sollen doch bitte zum Hauptsitz in ca. 4 km Entfernung kommen. Also ab ins Taxi und los.
Bei Avis angekommen werden wir freundlich empfangen und uns wird auch bei Vorlage der ausgedruckten Buchungsbestätigung erklärt, dass diese nicht in ihren Systemen vorliege. Das käme aber regelmäßig vor, wenn die Buchung nicht vorbezahlt ist. Sie würden dennoch einen 4×4 für uns suchen.
Wir warten im gut klimatisierten Vorraum der Büroetage und vertreiben uns die Zeit mit Zeitung lesen im Internet – 4G ist kein Problem.
Nach einiger Zeit kommt die Meldung: Wir haben ein Auto für Euch, einen Pajero Sport, der aber noch rangeführt werden muss.
Allerdings sind die Mietbedingungen auf einmal abweichend von Avis.com. Dort gibt es „km inklusive“ – in Accra ist es „alle Kilometer im Großraum Accra, wenn Du weiter fahren willst kostet es pro km“. Dafür wird aber kein Upsell in Sachen Versicherung versucht.
Alternativen: Keine. Also überschlagen wir die geplanten Kilometer und akzeptieren das Angebot. Der Vertrag, der uns dann vorgelegt wird, lautet auch nicht auf „Rental“, sondern auf „Short-Term Lease“ und hat noch mal andere Vertragsbedingungen (1.000 km pro Woche incl.) – aber nach kurzer Prüfung durch die mitreisende Rechtsanwältin akzeptieren wir das Angebot. Sogar mein Großkundendiscount wird berücksichtigt…
Es dauert noch zwei Runden bis der Vertrag final ist (kleinere Fehler im Text) – dann können wir unterschreiben.
Der Mitsubishi wird gebracht und wir brechen endlich auf, das Auto zu übernehmen. Ganz professionell gibt es einen Vordruck für die Übernahme, auf dem auch alle Vorschäden vermerkt werden. Die Liste ist lang…von Dellen in der A-Säule über Kratzer rundum und einem Riss im Fahrersitzt findet sich alles. Dass das Profil der Reifen noch so 2-3mm hat ist in Ghana eher gehobener Standard.
Kilometerstand des Mietwagens: 134.000 km
Nachdem wir bisher mehr als 2 Stunden gebraucht haben (plus Ehrenrunde über den Flughafen) , packen wir unsere Sachen in den Mietwagen und fahren los.
Nur zwei Straßenecken weiter wird es im Auto unerträglich warm – die Klimaanlage verweigert den Dienst vollständig – bei 34°C Außentemperatur.
Also zurück zu Avis. Leichter geschrieben als getan. In Accra ist auf den Hauptstraßen gehen deutlich schneller als fahren. Also quälen wir uns langsam einmal „um den Block“ und brauchen für 3-4 km locker eine halbe Stunde.
Im Hof der Autovermietung steht ein dreckiger Toyota LandCruiser, der gerade zurückgebracht wird.
Wir erklären unser Problem – und finden Verständnis. Wir sollen den LandCruiser bekommen. Allerdings hat auch der ein Problem mit der Steuerung der …. Klimaanlage.
Wir nehmen wieder im Wartebereich platz. Inzwischen stehen viele Menschen um den LandCruiser und machen…Voodoo, Palaver oder was auch immer- Werkzeug ist nicht im Spiel. Jedenfalls bekommen sie die Klimaanlage wieder zum Laufen. Jetzt muss das Auto nur noch getankt und geputzt werden. Wieder dauert es … und insgesamt eine Stunde später können wir die Übernahmeprozedur ein zweites Mal starten. Die Frontscheibe ist noch nass vom Putzen…aber auch bei diesem Auto finden wir Dellen und Kratzer. Dafür hat der Toyota nur gut 84.000 km auf der Uhr (dazu später mehr). Für einen Toyota ist das gerade eingefahren.
Wieder packen wir alles ins Auto und fahren los. Aber auch dieses Mal kommen wir nicht weit. Beim Abbiegen auf die Hauptstraße fällt Jens auf, dass die vermeintlichen Wassertropfen auf der Frontscheibe in Wirklichkeit ein Steinschlag sind. Zum Glück sind wir noch nicht auf der Hauptstraße, so dass Wenden und zurückfahren schnell geht.
Wir treffen den Menschen mit dem Übergabeprotokoll noch auf der Straße an und ergänzen den Steinschlag in dem Dokument. Puhhh….
Insgesamt haben wir rund als 5 Stunden gebraucht den Mietwagen zu bekommen. Jetzt müssen wir „nur“ noch einmal quer durch Accra, einige Kilometer die Küste lang und etwas mehr als 5 km auf einer Piste, die FürstenForest alle Ehre machen würde, zum Hotel…
Das wissen wir zum Glück noch nicht und fahren erleichtert in den Sonnenuntergang.
(Hint: Unbekannte Piste nach Sonnenuntergang steht hoch auf der „Sollst Du nicht machen“ Liste für Offroader)