Von Valbona sollte es dann in Richtung Ohridsee gehen – einmal quer durch Albanien. Die Karte versprach ein langes Stück „4×4 only“ mit grünen Punkten für eine landschaftlich schöne Strecke.
Allerdings ist unsere Karte 5 Jahre alt – inzwischen ist die Straße auch für einen Porsche 911 4S mühelos passierbar. Perfekt ausgebaut und mit in der Sonne glänzenden Leitplanke erinnern nur noch wenige Überbleibsel, wie ein alter Minenschacht, an die Zeit der wilden Piste.
Scheinbar ist jemand dabei die Mine zu reaktivieren, anders können wir uns den neuen blauen Schlauch nicht erklären
So machen wir viel mehr Strecke als wir gehofft hatten und kommen noch am Nachmittag an Ohridsee an. Schon von der (wie sollte es anders sein) frisch asphaltierten Uferstraße sehen wir einen kleinen Campingplatz mit Beachclub, der etwas abseits vom Verkehr liegt.
Das Restaurant ist auf Stand der Technik, die Musik mehr „Balkan-Hip-Hop“. Zum Abendessen sind wir fast die einzigen Gäste, die Familie mit Dachzelt und T4 neben uns kochst selbst.
Wir probieren die Ohrid-See-Forelle, für Albanische Verhältnisse teuer (fast 15 Euro für eine Portion) aber auch dem Preis entsprechend seeeehr lecker. Diese Forelle gibt es nur im Ohridsee und wird nur für den lokalen Verbrauch gefangen, um den gefährdeten Bestand nicht noch weiter zu reduzieren. Wir können gut verstehen, warum die Bestände lange so überfischt worden sind.
Kaum haben wir uns zurückgezogen fahren neue Luxuswagen vor, Mercedes S-Klasse, Range Rover in der noblen „Autobiography“ Version. Sie bringen sportliche Männer und ihre Begleiterinnen – letztere perfekt gekleidet, geschminkt mit High-Heels und tiefen Ausschnitten. Die Musik dröhnt noch länger in der Nacht, aber gegen Mitternacht ist dann Ruhe. Das Personal verkriecht sich in die auf dem Campingplatz aufgebauten Zelte um an Ort und Stelle zu schlafen. Allerdings geht es um 6.30 Uhr schon mit Putzen und den Tag vorbereiten weiter – aber Arbeit ohne Musik geht nicht, also sind auch wir früh wach…
Auf der Albanischen Seite des Ohrid-Sees sind Schwarzbauten im Wert (Albanische Rechnung) von mehr als 10.000.000 Euro entschädigungslos abgerissen worden sind, da sie zu nah am See standen. Auch hier hält Recht und Ordnung Einzug, die Zeiten des jeder macht was er will sind auch in Albanien vorbei. Aufgefallen sind die Schwarzbauten den Behörden bei der Erneuerung der Uferrandstraße.
Unweit des Campingplatzes gibt es mit dem Dorf „Lin“ eines der (nach Reiseführer) schönsten Dörfer Albaniens zu besichtigen.
Volker Grundmann (WoMo Verlag, Band 75) hat recht – es ist sehr sehenswert.
Das Stroh das überall rum lag hat uns erst sehr irritiert, was sollte das in dem sonst recht ordentlichen Dorf?
Bei näherer Inspektion stellte sich raus das es Bohnen-Stroh ist: Einfach die Büsche abschneiden, in der Sonne trocknen:
Voilà die Bohnen müssen nur noch aufgekehrt werden.
Volker Grundmann beschreibt in seinem Buch auch noch eine uralte Basilika, die mit tollem Ausblick an der höchsten Stelle des Dorfes liegt. Der Schlüssel zu dem umzäunten Gelände soll bei einem Verwalter direkt in der Nachbarschaft zu bekommen sein.
Wir laufen los und finden die Reste der frühchristlichen Kirche schnell, nur mit der Beschreibung des Wohnhauses des „Wächters“ tun wir uns schwer. Während wir etwas ratlos auf der Kreuzung stehen werden wir von zwei US-Amerikanern angesprochen, die für das US Peace Corps in Albanien als Englisch Dozentin und IT-Trainer arbeiten – sie sind auf der Suche nach der Kirche :-)
Das beste ist, das die Amerikanerin inzwischen die Grundlagen des Albanischen gelernt hat und uns bei der Schlüsselsuche unterstützen kann… sie fragt einige spielende Kinder und schon ist der Verwalter gefunden, der uns sofort das Tor öffnet.
Mit dem Wissen, das die Mauern aus dem 6. oder 7. Jahrhundert stammen ist es echt beeindruckend. Über den besonderen Grundriss der Kircher und die Stein-Mauern geraten aber sicher nur pensionierte Oberstudienräte in Ekstase.
Gut versteckt unter einer dicken LKW Plane liegt ein perfekt erhaltenes Mosaik – das alleine ist den Aufstieg wert.
1.400 Jahre alt—und doch so gut erhalten
Als Obolus hat jeder von uns 200 Leke bezahlt, großzügig auf 500 pro Paar aufgerundet – knapp 4 Euro.
Wieder unten am See haben sind wir erst mal ins nächste Restaurant gestürmt und haben noch lange mit den Amerikanern gequatscht. Für 2 Jahre sind sie in Albanien – für beide ist es eine Art Sabbatical. Raus aus den normalen Jobs, raus aus der Komfortzone. Bezahlt werden sie nur „symbolisch“ – dafür wird aber die Unterkunft und Krankenversicherung gestellt.
Wir machen uns dann auf in die Berge…noch mehr historische Steine besichtigen, diesmal aber aus vorchristlicher (Illyrischer) Zeit …