Die Quellen des Ohrid-Sees liegen in Mazedonien, oder besser der Früheren Jugoslawischen Republik von Mazedonien (FYROM) – dank des Griechischen Einspruchs gegen den Namen Mazedonien ist es etwas komplizierter mit der Staatsbezeichnung.
Den Teil mit „Frühere Jugoslawischen Republik“ hätte uns hellhörig machen sollen….
Nach unserem ADAC Campingführer gibt es unweit der Albanisch Mazedonischen Grenze einen Campingplatz mit immerhin drei Sternen, auch das Nüvi kennt den Platz. Also machen wir uns auf den Weg zur nächsten Grenze – so richtig mit Ausreise inklusive Stempel, einigen 100 m Niemandsland und dann Einreise. Beide Seiten sind entspannt und professionell, wir verlieren diesmal nicht so viel Zeit, in 20 Minuten haben wir die Länder gewechselt.Hinter der Grenze – gute (wenn auch enge) Straßen, die Beschriftung teilweise in kyrillischen Buchstaben.
Schnell finden wir den Campingplatz. An der Rezeption fühlen wir uns dann in Jens Jugend zurückversetzt. Die Sessel stammen sicher aus den frühen 70ern, die Postfächer hinter dem (sehr jungen) Rezeptionisten sehen auch aus als wären sie älter als der engagierte junge Mann, sein Computer ist aus den 80ern übrig geblieben, inklusive Nadeldrucker (wie lange habe ich das Geräusch nicht mehr gehört)
Wir kriegen ein Schild mit eine Nummer, da uns als legitimierte Camper ausweist…und die Aussage wir können stehen wo wir wollen.
Landschaftlich ist der Platz wunderschön gelegen, allerdings hat wer „vergessen“ die Relikte der Jugoslawischen Ära abzuräumen – überall stehen noch verwitterte (und offenbar schon ohne Räder gefertigte) Wohn“wagen“ aus der Frühzeit der Firma Adria rum – offenbar auch länger nicht benutzt.
Das Hauptrestaurant ist offenbar auch schon laaange geschlossen, das Inventar aber immerhin sauber innen gestapelt.
Fotos im Waschhaus haben wir vorsichtshalber nicht gemacht…es aber auch nach der Besichtigung nicht benutzt.
Der letzte Besuch des ADACs war wohl lange vor dem Erscheinungsdatum 2013 unseres Campingführer – aktuell ist der Platz auch nicht mal mehr erwähnt.
Mit 100.000 Euro Riskokapital könnte man aus dem landschaftlich schönen Platz sicher wieder einen 3*+ Platz machen – aber offenbar gibt es keinen Investor.
Nur ein Pavillion am Strand bietet den üblichen „Balkan Grill“ an, schließt aber pünktlich zum Abendessen.
Die Bewohner des modernen Wohnmobils entpuppen sich als gut deutsch sprechende Belgier mit türkischen Wurzeln, die jedes Jahr einen anderen Weg auf der Reise in das Land der Väter wählen.
Mit unseren Nachbaren unterhalten wir uns lange, machen dann ein schnelles Abendessen.
Für den nächsten Tag haben wir uns vorgenommen den Prespasee mit seiner „Vogelinsel „Golem Grad und Ohrid-Stadt anzusehen -also brechen wir früh auf.
Die Abzweigung zum Prespasee ist hervorragend ausgeschildert, da das Gebiet Teil eines Nationalparks ist. Als Touristen werden wir auch kurz hinter der Abzweigung an einer Straßensperre gestoppt und müssen rund 5 Euro Eintritt zahlen- allerdings nur bei der Einfahrt bis zum frühen Nachmittag, dann wird die Sperre bis zum nächsten Morgen im danebenstehenden Container der Nationalparkverwaltung eingelagert. Dafür bekommen wir eine Karte des Gebietes und die Werbung für eine Wandererhütte (Auch mit Offroader anfahrbar) in den Bergen, die auch von der Parkverwaltung betrieben wird.
Wie im Reiseführer beschrieben haben wir erst einen Pass mit guter Aussicht auf den Ohridsee und schrauben uns auf der anderen Seite auf einer immer schlechter werdenden Straße wieder runter.
Zuerst erreichen wir einen Badeort, der geradewegs sich von den 70ern in die Neuzeit transformiert, mit Seebrücke, Strand-Gastronomie und Parkplätze, alles in Benutzung und in Bau gleichzeitig.
Ab dem Ende der Baustelle wird der Weg (ENDLICH) zu einer richtigen Piste, mit Auswaschungen und kleineren Stufen… so dass der Lux mal zeigen kann was er so kann.
Als Pistenmarkierung begleitet uns ein schwarzer Mittelstreifen, sauber genau die beste Linier markierend….aber wie hält das auf dem sandigen Boden?
Ein kurzer Stop zeigt, dass die Markierung offenbar von einem Fahrer stammt, der die Bodenfreiheit seines Autos überschätzt hatte…es ist eine feine Ölspur, die bis zum Ende der Piste in Ulica Konjsko.
Dort finden wir dann auch einen alten Fischer, der uns gegen überschaubare Beträge zur Insel übersetzen will.
Er verspricht uns die Gelegenheit die Pelikane und Kormorane ausgiebig zu fotografieren…und er hat nicht untertrieben.
Leider haben wir die Insel nicht erreichen können – es zog ein Gewitter auf, das uns und unseren Kapitän nervös machte. Wir sind dann schneller als geplant zurück zum Auto gefahren – aber Vögel-Fotos haben wir dennoch unzählige gemacht
Beim Anblick der besch… Felsen fühlten wir uns gleich wieder an den Campingplatz erinnert…
Dem Gewitter sind wir dann Richtung Ohrid Stadt entflohen und kamen aus dem Staunen nicht mehr raus:
Gute Infrastruktur, unzählige moderne Hotels, touristisch geprägte Fußgängerzone, alles auf der Höhe der Zeit.
Kurzentschlossen buchen wir für 75 Euro ein Zimmer, das durchaus deutschen 4* Standard entspricht und genießen den Luxus eines sauberen Badezimmers mit unlimitiert viel warmen Wasser.
Zurück geht es am nächsten Tag dann Richtung Albanien, aber vor der Grenze stehen dann noch die Quellen des Ohridsees mit einem Kloster auf dem Programm. Auch hier finden wir modernste touristische Infrastruktur, mit allem was „Touri“ so braucht (oder auch nicht) – inklusive bewirtschafteten Parkplatz und Merchandising ohne Ende.
Ein Relikt der 70er fanden wir aber nachahmenswert: Ein Liter Diesel war für umgerechnet 94 ct zu haben. Also haben wir den Tankwart überrascht und den Zusatztank voll gemacht. Mit dem hier gebunkerten Sprit sind wir dann bis nach Hause gekommen, ohne das Staatssäckel in Italien oder der Schweiz zu füllen.
Die Wiedereinreise nach Albanien ist schnell erledigt, diesmal gibt es keinen Stempel im Pass…
Wir drehen ab von den Seen und schrauben uns ins Gebirge. Noch 1-2 Tage wollen wir in Albanien verbringen und dann müssen wir doch langsam in Richtung Igoumenitsa in Griechenland.