Wieder in Deutschland haben wir den Jeep ausgeräumt und geputzt…wo sich überall Dreck versteckt ist echt faszinierend.
Dabei sind wir so ins Grübeln gekommen — der Jeep ist schon der ultimative Offroader, dem kein Loch zu tief und kaum ein Hang zu steil ist. Unsere Angst was kaputt zu machen setzt deutlich vor den Grenzen des Autos ein. Mit dem J30 Ursa Minor Dach haben wir auch das Optimum aus Kompaktheit und Geländegängigkeit erreicht.
Was fehlt ist die Schlechtwetterfähigkeit.
Wo kochen und Essen wenn es regnet?
Wo mal geschützt hinsetzen wenn es beim Gewitter stürmt?
Beim Jeep bleiben uns nur zwei Möglichkeiten:
- Auf die Vordersitze setzen (wo meistens der ganze Krams landet der mal wieder ordentlich verpackt werden müsste bevor wir weiter fahren)
- oder ins Dach(zelt) legen, das leider zu niedrig ist um drin zu sitzen.
Für Fahrten in die Wüste ist das alles egal – dann ist mehr das Gesamtgewicht die Grenze, aber wenn wir auch mal gen Norden starten wollen ist das unbefriedigend.
Eine Markise ist auch keine Lösung, wenn müsste es eine mit Seitenwänden sein – das bedeutet noch mehr Material schleppen, noch mehr Aufbauen auch wenn es nach einer Nacht weiter gehen soll. Wobei wir auch gleich beim zweiten Problemfeld sind.
Der Jeep fasst mühelos alles Camping-Gerödels — verpackt in Alu-Kisten und mit Tisch und Stühlen gut verzurrt im Kofferraum.
Mal eben schnell einen Kaffee kochen ist dann immer eine größere Aktion: Spanngurte lösen, Küchen-Kiste auspacken, Kocher aufbauen, Lebensmittel-Kiste ausladen, Kaffee suchen, Kaffee kochen, trinken, wieder alles verpacken und den Stuhl in der Transportverpackung der unters Auto gerutscht ist nicht vergessen.
Ein Camp am Abend aufbauen ist dann noch komplexer, weil alle vier Kisten gebraucht, Tisch und Stühle aufgebaut, ggf. mit dem Tarp und den Zeltstangen ein Sonnenschutz gebastelt und die Ameisen daran gehindert werden müssen die „Trockenfutter“-Kiste zu ursupieren. Am nächsten Morgen wieder alles in die richtige Kiste verpacken (wenn es in der falschen landet sucht man später ewig), alles wieder in den Jeep packen, gut verzurren und klapperfrei spannen.
So spätestens nach dem 10. mal klappt das alles im Schlaf, aber der Nerv-Faktor steigt mit jeder Wiederholung.
Es fehlt im Jeep auch der Raum sich mal eben umzuziehen (auch wenn es nur die Shorts gegen Badehose tauschen ist). Nicht in jeder Kultur ist es akzeptabel nackt neben seinem Auto zu stehen und sich zu waschen und anzuziehen. Angezogen in den Schlafsack kriechen ist aber auch nicht unbedingt zielführend.
Den Innenausbau des Jeeps können wir aber auf Grund der Platzverhältnisse nicht anders gestalten, die eingezogene Karosserie (oder besser die ausgestellten Kotflügel bei gleicher Gesamtbreite), der hinten deutlich höher liegende Kofferraum und der nicht legal demontierbare Überrollbügel sorgen dafür, dass der Innenraum viel kleiner ist als beim Landrover Defender.
Wir werden es trotz aller Anstrengungen nicht schaffen den Jeep in einen Schlechtwetter Overlander zu verwandeln. Sicher sind noch Optimierungen beim Möbelbau sinnvoll machbar – vor allem um Gewicht zu sparen, aber Lebensraum IM Auto können wir damit nicht schaffen.
In unseren Köpfen spukt aber seit dem Urlaub die Idee eines Pickup mit Absetzkabine herum – in Griechenland haben wir einen Nissan Navara mit einer sehr kompakten Kabine gesehen.
Nicht einfach den Aufbau eines Wohnmobils auf den Pickup geschraubt – wie es einige Hersteller machen. Damit schaffen sie zwar Lebensraum, oft mit kompletter Nasszelle – aber auch zum Preis des um 50–100 cm verlängerten Überhanges hinter der Pritsche des Pickups.
Damit habe ich alle Nachteile einer separaten Kabine kombiniert mit den Nachteilen eines Wohnmobiles. Ein langer Überhang verhindert dass steile Passagen oder Bodenwellen durchfahren werden können – damit sind viele Strecken nicht mehr fahrbar.
Die Kabine, die wir in Griechenland gesehen haben vermeidet das. Sie ist sehr kompakt gefertigt und hat keinen Überhang der den Böschungswinkel hinten beeinträchtigt. Zudem ist sie vollständig aus GFK gefertigt, so dass sie verspricht sehr robust zu sein.
Zurück in Deutschland macht sich Jens an die Internetrecherche – und wird bei http://www.gazell.fr fündig. Schnell den Link zur Deutschen Seite angeklickt.
Überrascht stellen wir fest, dass diese Kabine von Tom’s Fahrzeugtechnik vertrieben wird. Diese Firma ist eine feste Größe im Markt für Fernreise-Individualisten und schwört auf Buschtaxis von Toyota. Mit der Gazell Kabine haben sie ihr Programm nach unten abgerundet.
Selbst die „Möbel“ sind hier aus GFK, es gibt kein (Sperr)Holz das bei Feuchtigkeit verrotten könnte. Statt einem sperrigen Alkoven hat die Kabine ein Klappdach, das zum Schlafen einfach hochgeklappt wird und den nötigen Raum schafft. Nebenbei wird so normale Stehhöhe in der Kabine ermöglicht ohne so hoch zu bauen, dass man ständig bei Brücken und Tunneln mit der Höhe aufpassen muss.
Innen gibt es Gaskocher, Kühlschrank, Chemie-WC, Dusche, Sitzgruppe für 2 (bequem) bis 4 (kuschelig intim) Personen, Tisch und Ablagen, 75 l Frischwasser, eine Zusatzbatterie….
Auf der WebSite von Tom’s Fahrzeugtechnik finden wir dann auch noch einen Vorführwagen, der schon reisefertig vorbereitet ist: OME Fahrwerk zur Höherlegung, Auflastung, Windenstoßstange, Unterfahrschutz….
Jens Begehrlichkeit ist geweckt….da könnte UNSER Overlandmobil II werden.