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Mit dem Elektroauto unterwegs

Einmals ans Mittelmeer und zurück

2.400 km elektrisch – ein Erfahrungsbericht

Seit Februar fahren wir im Alltag elektrisch. Jens hat als neuen Dienstwagen einen BMW i4 bekommen, unser erster Vollzeit-Elektriker. Da auch Globetrotter mal einfach Urlaub machen, haben wir für eine Woche ein Appartement in Südfrankreich am Mittelmeer gebucht. Perfekt um noch mal mit dem PKW zu reisen und selbst im Wortsinne zu „er-fahren“ wie schwierig Langstrecke mit dem E-Auto ist.

Die Route – wie immer

Die Routenplanung ist einfach… erst mal bis ins Burgund, dann bis ans Meer – so wie wir schon viele mal gefahren sind. Eigentlich brauchen wir dafür kein Navi (und haben auch keinen Track aufgezeichnet) Also zweimal rund 600 km. Der Absprungpunkt wird für die erste Langstrecke aber nicht zu Hause sein, sondern 100 km weiter in Belgien in Durbuy – dort hatten wir noch einen Restaurantbesuch „offen“ – der eigentlich für Weihnachten geplant, aber am Sturm im Dezember gescheitert war.

Langsam anfangen

Mit 80% Batterie-Ladung (SOC = State of Charge) geht es freitags nach der Arbeit los. Wir kommen mit 52% SOC an. In der belgischen Kleinstadt (um die 1.000 Einwohner, die kleinste Stadt Belgiens) ist es aber kein Problem einen öffentlichen „Langsamlader“ (11 kW lädt der BMW maximal bei Wechselstrom) zu finden. Blockiergebühren fallen für die Nacht nicht an, wir laden also auf 100% auf, während wir entspannt ein leckeres Abendessen genießen und uns ausschlafen.

Endlich Langstrecke

Am Samstag geht es dann auf die erste „Langstrecke“ – rund 600 km sind geplant. Wie oft müssen wir laden? Finden wir immer eine freie Säule oder sitzen wir stundenlang in der Warteschlange? Immerhin ist gerade Hauptsaison (Mitte Juli), die Autobahnen sind voll.

Von den Fahrten mit dem Camper sind wir gewohnt, so alle 2 Stunden mal eine kurze Pause mit Fahrerwechsel zu machen, damit es nicht zu langweilig für den Fahrer wird. Jens mag Kilometerfressen nicht so wirklich, besonders auf Autobahnen, wo man eigentlich nur das Lenkrad festhalten muss, wird er schnell müde.

Bei einem Schnitt von 110 km/h ) (Tempolimit auf weiten Teilen der Autobahn im Sommer) bedeutet das eine Pause alle gut 200 – 250 km. Die Reichweite, die uns das „Schätzeisen“ im Tacho anzeigt,  liegt bei ~400 km – also sollten wir keine Probleme haben, selbst wenn es mal an einer Raststätte nicht mit dem Laden klappt und wir ~50-100 km weiter fahren müssten.

Nach 235 km rollen wir mit 47% SOC auf den ersten Rastplatz – und sind erstaunt

Hier sind die Ladesäulen prominent platziert, nicht in der hintersten Ecke. Es gibt ein schattenspendendes Dach und eine freie Säule ohne Probleme. Nur 14 Minuten dauert es, bis wir wieder auf 80% sind, kaum Zeit für den „Bio-Break“ von uns beiden.

Wie gewohnt: einer von uns bleibt immer beim Auto – vollgepackt ist die Einladung für Diebe sonst zu groß unser Auto auzuräumen. Sorglosigkeit hat uns vor Jahren mal einen Tablet mit Halterung, eine Sonnenbrille (mit Sehstärke) und ein Taschenmesser gekostet.

In den nächsten 2 h schaffen wir nur 167 km, dennoch haben wir mehr Strom verbraucht, Stop&Go und bergauf. Wir laden 35 kWh in 29 Minuten und kommen damit ganz entspannt dann beim Hotel an mit 56% SOC.

Kostenloses Laden am Hotel

Dort die nächste positive Überraschung: Es gibt zwei Wallboxen (eine nur für Tesla) zur freien Verfügung. Die Gäste dürfen hier kostenlos laden. 41 kWh brauchen hier gute 3,5 h – dann sind wir für den nächsten Tag wieder auf 100%. Natürlich parken wir das Auto vor dem Nachtisch am Abend noch um, damit auch andre laden können. Als wir später noch mal nachsehen, lädt ein Tesla an der Ladesäule fürs normale Volk.

Weiter geht es

Für die restlichen 550 km laden wir noch zwei Mal, jedes Mal eigentlich zu früh (minimal 38% SOC) – es hätte auch ein Ladestop ausgereicht, aber wenn wir sowieso mal anhalten, warum nicht aufladen?

Die Raststätten haben offenbar schon Erfahrung mit dem Andrang der Hochsaison und haben Einweiser an den Ladestationen abgestellt, dazu einige Parkplätze zum Warten reserviert, wenn alle Säulen voll sind. Da es aber immer viele Säulen sind und die meisten Autos nur 15-20 Minuten Strom tanken, haben wir auf der ganzen Tour (hin und zurück) nie mehr als 10 Minuten gewartet.

Herausfordernder ist es für Anhänger-Fahrer- auf der ganzen Tour haben wir nur einen Ladeplatz gesehen, der zumindest einen Schnelllader so gebaut hatte, das auch Anhänger-Fahrer ohne Abkuppeln bequem vorfahren können. Die Gespanne stellen dann oft ihre „Wohndosen“ in der Wartezone ab.

Was ist mit dem Ladekarten-Chaos?

Aus der Erfahrung in Deutschland, das man sich für jede regionale Ladesäule eine andere Ladekarte oder App besorgen muß, haben wir vom Tele-Maut Anbieter „Bip&Go“ eine französische Ladekarte besorgt: Elektroautos aufladen: Die Lösungen von Bip&Go (bipandgo.com)

Aber Überraschung: Unsere BMW-Ladekarte wird fast überall akzeptiert – zu vernünftigen Preisen, die unter den deutschen Autobahn-Schnellladern liegen (siehe Tabelle unten). Die meisten Ladesäulen akzeptieren auch Kreditkarten – außer bei Total. Aber da könnte man dann normal an der Tankstellen-Kasse bezahlen. Wir haben dort die Bip&Go Karte benutzt.

Vor Ort haben wir einmal bei einem Supermarkt geladen. Da alle dort zum Einkaufen sind und nicht sofort wegfahren, wenn ihr Auto vollgeladen ist, mussten wir ca. 15 Minuten warten. Auf dem Weg in den Laden haben wir dann gesehen, dass es neben den 5 Schnellladern auch noch ca. 20 Langsamlader (11 kW) gegeben hätte – für den ausführlichen Einkauf perfekt. Auch wir haben unsere Ladezeit „überzogen“ – in 15 Minuten kann man nicht für eine Woche die Grundausstattung einkaufen. Blockiergebühren mussten wir aber nicht zahlen.

Auch auf dem Rückweg nach Deutschland hatte das Hotel, das wir für die Rückreise zur Zwischenübernachtung gewählt hatten zwei kostenlose Ladepunkte, über Nacht sind wir so bequem auf 100 % gekommen.

Die Bilanz

Auf 2.358 km haben wir 484 kWh geladen – bedeutet mit Ladeverlusten einen Schnitt von 20,5 kWh/100 km (was ungefähr 6 l Diesel entspricht).

Bezahlt haben wir dafür 206,27 €.

Mit dem Verbrauch von ca. 6-7 l Diesel/100 km (Erfahrungswert mit den Dieseln der letzten 10 Jahre) wären das ~141 bis 165 l gewesen.

Der durchschnittliche Diesel-Preis in Frankreich ist laut Internet (zum Zeitpunkt des Schreibens am 19. August 2024 ~1,75€/Liter. (Quelle: Fuel Prices France | How much is fuel in France today?).  Damit ergeben sich Spritkosten von 246€ bis 288 €. An den Autobahnraststätten, an denen wir geladen haben, wurden uns Preise von mehr als 1,90 € angezeigt – aber da haben wir in der Vergangenheit auch nur im Notfall getankt.

Mautkosten sind unabhängig von der Antriebsart – wir haben insgesamt ~134 € Maut bezahlt, bequem per Telemaut von Bip&Go, abgerechnet per Kreditkarte.

Unser Fazit

Wir haben absolut keine Probleme gehabt, uns mit Strom zu versorgen, die Kosten waren sogar leicht unter denen für einen Verbrenner.

Insgesamt haben wir zu oft geladen, weil wir unsere Verbrenner-Gewohnheiten mit den regelmäßigen Pausen nicht geändert haben. Gegenüber dem Verbrenner haben wir sogar Zeit gespart, weil wir nicht zum Tanken von der Autobahn abgefahren sind, sondern die Ladepausen für unsere normalen Bedürfnisse (3K = Klo, Kaffee, Kalorien) genutzt haben.

Der Fahrspaß mit dem starken Elektroantrieb ist subjektiv deutlich höher als mit einem konventionellen Auto. Dazu kommen Komfortgewinne wie Stand-Klimatisierung und deutlich niedrigere Fahrgeräusche.

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